In Nidwalden gibt es 9 Trachten und zwar: eine Mädchentracht, Werktagstracht der Frauen, Sennentschopen der Älpler, Schleyfer Werktagstracht der Bauern, Hirthemd Bauern - Sonntagstracht der Männer, Bauern - Sonntagstracht der Frauen, Bürgerliche Fauen - Dorftracht, Bürgerliche Herren - Dorftracht und die Empiretracht der Frauen. Es gibt genaue Vorschriften wie die Trachten getragen werden, wie lang die Schürze/Rock ist, usw.
Doch wir beschreiben nur die Nidwaldner Trachten, die an der Älplerkilbi und bei uns im Verein getragen werden. Das sind die Werktagstracht der Frau, Hirthemd Bauern - Sonntagstracht der Männer, Bauern - Sonntagstracht der Frauen und die Empiretracht der Fauen. Bei jeder Damen Tracht sind die Schuhe, die Strümpfe und das Raisseckli identisch.
Strimpf/Schuä: Es gibt lange Strümpfe und Kniestrümpfe, sie haben feine Löcher die als Muster dargestellt sind. Sie sind aus weissem Baumwollstoff hergestellt. Der Schuh muss schwarz und aus Leder sein. Auf der Vorderseite eine Lederlasche und eine Metallschnalle.
Raisseckli: Früher benutzte man das Säckli für die Reise, zum Markt aber auch im Kriegsdienst wurde es gebraucht. Man transportierte Essen, Trinken und das ganze Hab und Gut mit diesem. Darum entspricht die Grösse 38 x 28 cm. Heute ist es ein typisches Merkmal der Nidwaldner Tracht und auch in unserem Vereinslogo präsent. Es besteht aus grüner Baumwollstoff, mit roten Wollquasten und zwei schwarzen Zugkordel die als Halter dienen.
Schal: In der kalten Zeit kann ein dreieckiger, weisser oder schwarzer Wollschal um die Schultern getragen werden. Der Schal kann gehäkelt oder gestrickt sein.
Die Werktagstracht wurde von SR. Flüeler im Jahre 1939 entworfen.
Bluise: Die Bluse besteht aus einem weissem Halbleinen. Sie hat einen runden Halsausschnitt mit einem kurzen Puffärmel. Die Bluse wird am Rücken mit Druckknöpfen zugemacht.
Gestaltrock: Der Rock besteht aus Hand gewobenem Leinen mit den Grundfarben Weinrot, Blau, Dunkelbraun oder Rostbraun gestreift. Einfarbig ist das Oberteil mit der Grundfarbe, es hat die Form des Tschäppers der Bauern - Sonntagstracht. Der Rock und der Tschäpper sind aneinander befestigt. Auf der Brust und dem Rücken sind schwarz gehäkelte Garnschnüre. Die Träger, der Abschluss des Tschäpper und des Rückens ist mit einem zweifarbigen Band angenäht. Eine Farbe des Trägers muss im Rock vorkommen und die Aussenseite des Bandes ist immer schwarz. Die Werktagstracht wird am linken Träger mit Druckknöpfen versehen, um das An- und Ausziehen zu erleichtern.
Schäibe: Die Schürze ist Hand gewoben und hat feine Streifen die zum Rock passen. Die Farbe des Schürzenbands ist dieselbe wie die Farbe der Träger. Sie muss 5 cm kürzer sein als der Rock und wird auf der linken Seite gebunden.
Zipfe: Mit kleinen Fältchen werden zwei verschieden lange Kordeln kunstvoll zusammengeformt. Die Kordeln sind mit rotem Baumwollband umwickelt. Zwei Löcher machen Platz für den Haarpfeil.
Haarpfel und Haarfrisuir: Er besteht aus einem wellenförmigen schmalen Stiel und eine rautenförmige Silberplatte, die vergoldet ist. Der Pfeil wird auf der äusseren Seite aus Filigranornament festgemacht. Mit roten, geschliffenen Glasstein oder kleine, von sechs dunkelblauen oder roten Emailplättchen umrahmte Filigranrosetten wird die Mitte des Pfeils verziert. Die Haare dürfen nicht das Halsbätti im Nacken bedecken. Darum muss längeres Haar zusammengebunden werden. Der Pfeil muss von rechts in den roten Zopf gestossen werden.
Scheyfili: Es ist eine Platte die leicht gewölbt und versilbert ist. Die Form zeigt zwei aneinanderstossende Rauten. Die Kanten sind wellenförmig. Die Haarfrisur ist identisch, so wie bei den ledigen Frauen.
Bluise: Sie besteht aus weissem
Halbleinen und die Tracht wird auf der Vorderseite zugebunden. Die Ärmel werden
in Fältchen gelegt. Um die auffällige Faltenform des Handorgelärmels zu
erreichen, werden die Ärmel speziell gestärkt und gebügelt. Der Ärmelabschluss
bildet eine 8 bis 12 cm breite, eingezogene Spitze. Sie werden maschinen- oder
handgeklöppelt oder gehäkelt. Wichtig ist, der Ärmel hinter dem Ellenbogen
gebunden.
Armbindi: Mit einem kleinen Motiv
passend zur übrigen Stickerei befestigt man des Armbindi, das aus schwarzen
Samt besteht, zwischen Bluse und der Spitze.
Hantili: Das Hantili bedeckt den
ganzen Unterarm. Mit Handarbeit wird schwarzes Seidengarn benutzt. Man kann
verschiedene Muster integrieren, aber auf keinen Fall darf das Rosenmuster
fehlen. Auch hier wird der Abschluss am Handgelenk mit einem wellenförmigen
Rand beendet. Ein Gummiband wird beim Ellenbogen eingezogen.
Unterrock: Ein Unterrock ist
obligatorisch zu tragen und im Sommer, wenn man nur die Kniesocken trägt, sogar
noch zusätzlich Kniebundsocken. Der weisse Baumwollunterrock hat ein feines
Löchermuster. Die Länge von diesem Rock spielt keine entscheidende Rolle.
Rigge: Der Rücken besteht aus
einem festen Leinwand, die zusätzlich mit Stäben verstärkt wird. Über diese
Leinwand wird ein schwarzer Jaquardsamt aus Baumwolle umfasst. Der Laquardsamt
streift um die Taille und daran sind kleine Ringe befestigt. Auf der Unterseite
des Samtes (bevor sich die zwei Abschlüsse des Samtes treffen) sind zwei Bändel
angebracht, die werden durch die Ringe eingefädelt und zugezogen, wie bei einer
Korsette. Ausserdem beidseitig um die Taille ein dickes Polster befestig,
dieses Polster soll den Rock vor dem herunterfallen schützen.
Geller: Dieser besteht aus
gelber Seide, der innere Teil ist jedoch mit der gleichen Farbe wie der
Tschäpper versehen. An allen vier Ecken der gelben Seide sind kleine
Stickereien zusehen die zu den übrigen Mustern passen. Der Geller wird am
Vorstecker versteckt an drei Stellen befestigt.
Tiächli: Ein schmaler Seidenstreifen an den Geller genäht.
Nachdem wird dieser zweimal gefaltet, von vorne nach hinten gelegt, im Nacken
gekreuzt, wieder nach vorne geführt, über die äussere Wölbung des Vorsteckers
gebracht, an der oberen äusseren Kante des Tschäppers mit Stecknadeln befestigt
und seitlich in den unteren Teil des Tschäppers gesteckt. Dieser Vorgang ist
kompliziert und man merkt sofort wer es im Griff hat.
Vorstecker: Sieht einem Herz ähnlich. Er besteht aus weisser Seide, der mit Karton und Filzgespann hinterlegt wurde. Dadurch ist es stabiler. Es ist wichtig, dass die Seide gespannt wird und der Karton zu einem „Trog“ gebogen wird. Der untere Teil wird hinter denn Tschäpper versteckt und der obere Teil wird mit vielen wildwachsenden Blumen oder Gartenblumen bestickt. Der Tschäpper wird an den Vorstecker mit schwarzen Nadeln angeheftet.
Tschäpper: Ein einfarbiges
Seidenstück, das nur aus dunkler bis mitteldunkler Farbe bestehen darf. Die
Stickerei muss zum Geller und zum Vorstecker passen, auch der Gurt (ist am
Tschäpper integriert) wird bestickt. Es ist untersagt, dass die Stickereien
Alpenblumen wie Edelweiss oder Alpenrosen enthalten, denn diese sind auf dem
Hirthemd des Mannes. Aber wildwachsende Blumen, Gartenblumen oder applizierte
Muster sind erlaubt. Ebenfalls Gold- oder Silberperlen dürfen für Verzierungen
genommen werden. Zur Verstärkung der Seide, werden Stäbchen in die Leinwand
eingezogen und an den Seidenstoff mit Häkchen zusammengehalten.
Halsbätti: Das ist der Halsschmuck
und hat früher bekannt gegeben wer ein Vermögen hatte. Je breiter das Bätti,
desto reicher waren die Damen. Das Halsbätti besteht aus vier bis acht Reihen.
Es ist aufgezogen mit dunkelroten Granatsteinen, vergoldeten Filigranperlen und
fünf bis sechs silbervergoldete, rechteckige Filigranteile. Mit einer
Filigranrosette kann man das Bätti im Nacken gut verschliessen.
Gellerchettene: Es
sind zwei Silberkettenen, eine wird an der linken Seite und eine an der rechten
Seite vom Tschäpper angehängt. Dieser Anhänger nennt man Tulipanen. Die Ketten
mit Herzchenabschluss führen unter dem Arm durch und werden am Rücken
beziehungsweise am Geller in Schlingen eingefahren. Vorne hangen lose an jeder
Kette je eine Filigranrosette.
Rock: Die Grundfarbe des handgewobenen
Wollenstoffrock zeigen immer Weinrot, Mittelblau, Mittelgrün, Braun oder
Schwarz. Aber die Querstreifen des Rockes können verschiedenfarbig sein. Es ist
auch hier zu beachten, dass der Rock mit 5 cm von der Grundfarbe anfängt und
beendet wird. Auch wichtig scheint die Rocklänge ab Boden beträgt 30
Zentimeter.
Schäibe: Auch hier gibt es Regeln: Der einfarbige oder mit geblümtem Damast 5 Zentimeter kürzer sein als der Rock. Die Scheibe wird auf der rechten Seite gebunden und der Bändel soll unter dem Tschäpper versteckt sein. Die Farbe der Scheibe muss zur Stickerei und dem Rock passen.
Chopfbedeckig: die
Männer tragen einen Dällen- oder Länderhut der aus schwarzen Filz hergestellt
wird.
Hämmli: Ein einfaches weisses
Baumwollhemd darf keine Muster aufgedruckt haben. Es sollte einen Umlegekragen
enthalten haben.
Grawatte: Es sieht nicht so aus wie
eine richtige Krawatte, den diese ist zu einer Schleife gebunden. Die Bandenden
zeigen nach unten, man nennt sie auch „die schwarze Schwalbe“.
Westli: Das Gilet aus einem
leichten, schwarzen Wollstoff. Auf dem Rücken enthält die Weste ein Futterstoff
mit Spanngürtel. Es darf vorne unter dem Hirthemdausschnitt nur zwei Finger
breit, vom Gilet zusehen sein.
Hirthämmli: Man erkennt das Hemd an seinem tiefen V- Ausschnitt
und dem gerundeten Halsausschnitt. Auf die Länge des Hirthemds wird auch genau
geachtet, denn das Hemd deckt bis auf zwei Finger breit die Hosentaschen.
Stickerey: Die Stickerei zeigt eine Lebenslinie mit allen vier Jahreszeiten. Denn die auf schwarzen Baumwollsamt gestickten Berg- und Alpenblumen sind aneinander verbunden. Das Vergissmeinnicht steht für den Frühling, Edelweiss für den Sommer, Blätter für den Herbst und die Ähre, die Frucht für den Winter. Mit Silber- und Goldperlen und Pailletten werden die Tautropfen dargestellt. Der Baumwollsamt wird wellenförmig ausgeschnitten und auf der Brust, auf den Achselplatten und am Handärmel angenäht.
Hose: Diese sollen schwarz sein mit schmalen Beinen und beidseits schräg eingesetzte Hosentaschen.
Fazeneetli: Das Taschentuch gibt zu erkennen ob der Mann ledig oder verheiratet ist. Trägt der Mann das rot gemusterte Tuch ganz in den Hosentaschen ist er verheiratet und hängt es aus der linken Hosentasche heisst es, er ist ledig.
Sockä/Schuhä: Der Bursche trägt schwarze Baumwollsocke und schwarze Lederschuhe.
Haarfrisuir: Ist eigentlich die Gleiche wie bei der Sonntagstracht.
Huibe: Die verheirateten Frauen können eine Haube ins Haar stecken. Sie besteht aus drei Teilen. Das Innerste ist eine schnabelförmigen, roten Meitlichäppli oder Fideli. Die Mitte stellen zwei Flügel dar mit schwarzer Baumwollspitze. Und der äussere Teil aus einem tropfenförmigen, zarten, weissem Baumwollspitze.
Bluise: Die Bluse wird hinter dem Ellenbogen gebunden und mit einem farblich vom Rock abgestimmten Rapsband zu einer Schleife gebunden. Die Empiretracht hat keinen handorgelförmigen Ärmel. Der Unterrock ist identisch mit der Sonntagstracht.
Miederrock: Dieser Rock darf mit der Farbe rot, blau und grün versehen sein. Er wurde mit einer Webemaschine hergestellt. Das Mieder enthält die Kontrastfarben z.B. Rot/Grün oder Blau/Dunkelblau. Auf dem schmalen Rückenteil kann man ein kreuzförmiges Motiv erkennen. Dieses Motiv wird mit der Farbe des Rockes umfasst. Auf der vorderen Seite sind drei bis vier Ringe ersichtlich, diese dienen für die Miederverschnürrung.
Geller: Das Geller ist immer aus gelber Seide und die Farbe des inneren Teils ist auf den Rock abgestimmt. Ab Geller wird der Vorstecker an drei Stellen befestigt.
Vorstecker: Für den Vorstecker treffen die gleichen Erwartungen wie bei der Sonntagstracht zu. Über der Stickerei werden mit feinen Kordeln kreuzweise durch die Ringe des Mieders geschnürt. Die Kordeln sind in der Mitte des Gellers angenäht.
Tiächli, Halsbätti und Gellerchettene: Diese werden mit demselben System wie bei der Sonntagstracht angewendet.
Schäibe: Besteht aus längsgestreiften oder einfarbiger Seide (die Farbe passt zur Tracht) und die Bändel werden unter dem Tschäpper versteckt und auf der rechten Seite gebunden. Die Schürze darf nur bis zum kontrastfarbenen Rockabschluss gehen.
Tschäpper: Er besteht aus einem goldgelben, geblümten Seidendamast. Um ihn zu stabilisieren wird eine Leinwand und Stäbchen hinterlegt.
Text: Silvia Gut, Neu ilustriert: Paul Gut